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Filmtipp

Eternal You – über die Verheißungen der Künstlichen Intelligenz 

Im Rahmen der Hospizwoche zeigte das Metropolis-Kino in Kooperation mit den Sinus Hospizen Othmarschen und Barmbek den Film „Eternal You – Vom Ende der Endlichkeit“ mit anschließender Diskussion mit dem Regisseur Hans Block.

Die Verheißungen der Künstlichen Intelligenz lassen möglich erscheinen, wonach sich viele Trauernde sehnen: Trotz des Todes in Verbindung bleiben zu können.

Der Film „Eternal You – Vom Ende der Endlichkeit“ beleuchtet die unterschiedlichsten Angebote und Umgangsweisen der neuen technischen Möglichkeiten unvoreingenommen, aber durchaus kritisch.

Unter der Moderation von Manja Malz vom Metropolis Kino stand einer der beiden Regisseure – Hans Block – den ca. 45 Besucher*innen nach der Filmvorführung am 06.10.2024 – unserer Veranstaltung im Rahmen der Hospizwoche – für Fragen zur Verfügung, und konnte quasi aus erster Hand von den Protagonist*innen des Films berichten, ihren Hoffnungen, Ihren Enttäuschungen, aber auch ihrer Freude über den „Kontakt“ zu ihren Verstobenen (bzw. dem KI-System, das wie der Verstorbene schreibt oder spricht). 

Fotos: Metropolis, Justyna Schmidt

Hans Block berichtete auch von den Kontakten zu Start-Up-Unternehmen, die sich derzeit durch die neue Technologie einen neuen Markt erschließen, und wie diese mit ethischen Fragestellungen umgehen – indem sie die Verantwortung für die Nutzung von sich weisen, und dem einzelnen Nutzenden überlassen. Hier besteht die Gefahr, dass Marktinteressen vor individuellen Trauerbedürfnissen stehen: Ein groß angelegtes Projekt ohne (bisherige) Kontrolle, das einer Operation am offenen Herzen gleicht. Gleichwohl werden in dem Film auch Situationen gezeigt, in denen Menschen ihrem Bedürfnis nach nochmaliger Aussprache oder einem Gefühl von weiterer Verbundenheit mit den Verstorbenen durch die technischen Möglichkeiten näherkommen. 

Matthias Bähr vom Sinus Hospiz in Othmarschen stellte den Bezug zu Trauernden seiner alltäglichen Arbeit im Hospiz her, und fragte einerseits nach Möglichkeiten einer zukünftigen Nutzung einer derartigen Technologie für die Trauerarbeit (mit Verstorbenen in Kontakt bleiben wollen ist ein durchaus nachvollziehbares Bedürfnis von Trauernden, das immer wieder formuliert wird), wies andererseits aber auch auf die Risiken hin, die er vor allem in der vereinsamten Nutzung sieht, die Menschen aus heilsamen Bezügen und gemeinschaftlichen Trauerritualen immer weiter herauszureißen droht. In der Praxis wird sich zeigen, ob Trauerprozesse durch den (evtl. sinnvoll und ergänzend zu bereits bestehenden Trauerritualen und -prozessen) Einsatz von Künstlicher Intelligenz sich leichter bewältigen lassen, oder ob es zu negativen Beeinflussungen von Trauerprozessen kommt (denkbar beispielweise dadurch, dass eine Art Sog entsteht, den Kontakt aufrecht erhalten zu wollen, und die Trennung zwischen Realität und Fiktion zunehmend brüchig werden könnte. Eine Integration der Trauerverarbeitung könnte dadurch gefährdet werden). 

Eine ausführliche und sehr rege Fragerunde spiegelte das große Interesse der Anwesenden wider.

Fazit: Die Diskussion um einen Einsatz von KI in Trauerprozessen sollte nicht einseitig geführt, sondern vielmehr wach – und aufmerksam die jeweiligen Entwicklungen begleitet werden. Der Film bietet dafür jede Menge Anlass.

Wir danken Frau Malz und dem Team des Metropolis Kino sehr herzlich für die Moderation und die Möglichkeit, in Kooperation diese äußerst gelungene Veranstaltung im Rahmen der Hospizwoche durchführen zu können.

Ganz besonders danken wir Hans Block, der äußerst freundlich und kompetent seinen herausragenden Film mit seiner Expertise zum Thema und weiteren Anekdoten kommentierte.

Kein Problem. In Kürze wird der Film in der ARD-Mediathek verfügbar sein.

Sie können den Film jetzt schon über diverse Streaming-Dienste online schauen: