Kategorien
Neues aus unseren Häusern

Das Verhältnis von Hospizarbeit und Politik

Eine Meinung von Matthias Bähr

Die Begleitung schwer erkrankter und sterbender Menschen ist ein Auftrag der Menschlichkeit. Eine Aufteilung von Menschen aufgrund rassistischer, sexistischer, homophober, antisemitischer, antiislamischer, aber auch politischer Kriterien ist vom Grundverständnis der Hospizarbeit nicht möglich. Dies wird in den Leitbildern der einzelnen Hospize, aber auch in der Literatur, die von Akteuren aus der Hospizarbeit verfasst wird, deutlich formuliert. Dort, wo es in Hospizen z. B. eine christliche Trägerschaft gibt, werden dennoch alle Menschen jeden Glaubens gleichermaßen begleitet. Es findet keine Ausgrenzung statt. Politische Parteizugehörigkeit oder politische Gesinnung spielen bei der Aufnahme und der Begleitung keine Rolle. Auch Nazis werden in unseren Hospizen auf ihrem letzten Lebensweg begleitet (und ebenso deren Zu- und Angehörigen). Wir diskutieren nicht über politische Sichtweisen oder Haltungen mit den uns anvertrauten Menschen: Wir begleiten sie auf dem letzten Weg, den ein Mensch gehen muss, und helfen den Zu- und Angehörigen, diese auch für sie schwere Zeit zu überstehen. Wer sich mit dem Thema Tod und Sterben auseinandersetzt weiß: Vor dem Tod sind alle Menschen gleich.

Insofern ist Hospizarbeit aus meiner Sicht grundsätzlich nicht politisch.

Aber: Diese Grundlage der Hospizarbeit würde allerdings dann zerstört werden, wenn eine Regierung an die politische Macht käme, die auf rassistischen bzw. ausgrenzenden Grundüberzeugungen basiert (Stichwort Staatsrassismus). Im Kern wäre dann die Gleichbehandlung aller Menschen durch diesen Staatsrassismus nicht mehr abgedeckt (Hospizleistungen könnten dann nur für einzelne Gruppen vorgesehen sein, z. B. nur für „Deutsche“). Dies wäre aus meiner Sicht mit den Grundlagen der Hospizarbeit nicht vereinbar.

Insofern muss Hospizarbeit aus meiner Sicht dahingehend politisch sein, als dass sie sich gesellschaftspolitisch für Ihre eigene Grundüberzeugung einsetzen muss: Eine gute Begleitung für alle schwerkranken und sterbenden Menschen zu sein. Dies schließt ein klares Bekenntnis und auch ein klares Handeln gegen jegliche Form antidemokratischer Grundhaltungen ein.