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Kulturtipp

Der Morgenstern: Etwas ist aus den Fugen

In dem Roman „Der Morgenstern“ des norwegischen Schriftstellers Karl Ove Knausgård geht es um neun Menschen und ihre Erlebnisse an einigen Hochsommertagen. Aber irgendetwas stimmt nicht. Damit sind nicht die hochsommerlichen Temperaturen und das extrem gute Wetter in Bergen gemeint (mit 300 Regentagen pro Jahr gehört Bergen zu den regenreichsten Städten in Europa), sondern es ist ein neuer Stern am Himmel aufgetaucht – und es passieren merkwürdige Dinge.

Man denkt vielleicht kurz an Lars von Triers Film „Melancholia“, in dem ein Planet zunächst als entfernter Stern am Firmament auftaucht, immer näherkommt und am Ende mit der Erde kollidiert und diese zerstört. Im „Morgenstern“ erliegt man jedoch schnell dem Sog von Knausgårds Sprache und folgt gebannt seinen Ausführungen bzw. den Berichten aus Sicht der neun Hauptpersonen. Sie schildern ihren Alltag, und das ist manchmal skurril, humorvoll, ironisch oder einfach nur erschreckend. Ein Literaturprofessor zweifelt etwa an sich selbst und begräbt Katzen, eine Pastorin verliert ihren Glauben und möchte ihrer Ehe entfliehen, ein frustrierter Kulturjournalist kann Kultur nicht ausstehen und betrinkt sich lieber und im OP erwacht ein Toter zum Leben.

Hat der neue Stern etwas damit zu tun? Bringt er die Menschen aus der Fassung, wenn Knausgård über Gott und die Welt, Leben und Tod, Alltag, Lebens- und Glaubenskrisen und Unerklärliches schreibt?

Foto: Sølve Sundsbø