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Kulturtipp

Ein Leuchten: Nobelpreisträger für Anfänger

Wer das Werk des norwegischen Literaturnobelpreisträgers Jon Fosse kennenlernen möchte, sollte mit dem neuesten Roman „Ein Leuchten“ anfangen. Es ist ein kleines Buch, das ein großes Thema behandelt und die besondere Schreibweise von Fosse zeigt.

Die Hauptfigur der jüngsten Fosse-Erzählung macht sich eher ziellos auf den Weg mit seinem Auto, fährt los, biegt rechts ab, biegt links ab, immer im Wechsel, langsam wird es dunkel – und er bleibt auf einem Waldweg stecken. Der Ich-Erzähler erkennt, dass er Hilfe braucht, er friert, steigt aus und dann beginnt es zu schneien. Mitten in der Dunkelheit sieht die Hauptperson ein seltsames Leuchten oder vielmehr eine leuchtende Gestalt, die schön und warm ist, und plötzlich tauchen noch seine verstorbenen Eltern und ein Mann in einem schwarzen Anzug auf. Das ist in groben Zügen die ganze Geschichte. Es geht auf eine unaufgeregte Weise um Leben und Tod.

Jon Fosse hat einmal gesagt, dass er einfach drauflos schreibe, planlos und sehr schnell, dass die Geschichte aus ihm herausfließe. So wie das auch die Gedanken seiner Figuren tun. Die Gedanken wiederholen sich und drehen sich im Kreis. Der Leser erliegt dem Sog des fosseschen Schreibstils.

Lassen Sie sich verzaubern und genießen Sie einfach die 80 Seiten, die der eingefleischte Fosse-Übersetzer Hinrich Schmidt-Henkel so wunderbar aus dem Norwegischen übersetzt hat. Überzeugen Sie sich selbst davon, was die Schwedische Akademie damit meinte, als sie den Literaturnobelpreis damit begründete, Fosse würde „dem Unsagbaren eine Stimme geben“. Lassen Sie sich erleuchten…

Foto: Agnete Brun