Von Feen, Wabi-Sabi und ganz viel Zufall

Für die Fotografin Kathrin Linkersdorff sind Blumen Versuchsobjekte geworden. Die studierte Architektin und Tochter eines Tulpenliebhabers weiß nie, was mit den fragilen Pflanzen passiert, wenn sie sie in ihr selbstgebrautes Lösungsmittel taucht. Dort werden den Blumen jegliche Farbpigmente entzogen, sodass sie fast durchsichtig und sehr fragil sind. Danach fügt Linkersdorff wieder Farbpigmente in Form von Tinte hinzu. Was dann passiert, ist Zufall. Wie die Tinte reagiert, wie die Blume reagiert – das ist ein wunderbares und nicht planbares Zusammenspiel, das Linkersdorff fotografiert.

Die großformatigen Bilder wirken fast wie gemalt. Der Titel der Serie, „Fairies“, ist sehr passend, da die Fotos magisch sind und alle Besuchenden zum nahen Herangehen verführen, damit man auch bloß nichts verpasst. Wann kann man Blüten schon mal so zerbrechlich und in allen Einzelheiten sehen?

Die Tulpenfeen treffen in den Deichtorhallen auf eine weitere Serie: „Microverse“. Diesen Pflanzen wurden statt Farbpigmenten Bakterien beigemischt, was ebenfalls unberechenbare farbenprächtige Resultate hervorruft.

Die Momentaufnahmen, die im Verfallsprozess der Pflanzen entstehen, zeigen das Werden und Vergehen in der Natur. Und genau in diesem Unperfekten, Verletzlichen und Unvollkommenen liegt die Schönheit. Das ist Wabi-Sabi, ein Konzept zur Wahrnehmung von Schönheit, das Kathrin Linkersdorff während ihres Studiums in Japan kennengelernt hat.

Vergänglichkeit ist ein schöner Teil des Lebens. Die Bilder von Kathrin Linkersdorff beweisen es.

Fotos: Kathrin Linkersdorff